Pressemitteilung 28. März 2014

Nippon Connection Retrospektive 2014 mit Meisterwerken von Regisseur Ko Nakahira
Jugend, Leidenschaft, Verhängnis - Eine Reise in Japans wilde 1950er- und 1960er-Jahre

 

Das 14. Japanische Filmfestival Nippon Connection widmet seine Retrospektive Nippon Retro dieses Jahr dem japanischen Regisseur Ko Nakahira (1926-1978). Bei neun Filmen haben die Festivalbesucher Gelegenheit, in die rebellische Zeit der japanischen Nachkriegsgeneration einzutauchen. Die Filmklassiker werden während des Festivals vom 30. Mai bis 1. Juni 2014 im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt am Main zu sehen sein. Die Retrospektive findet in Kooperation mit der Japan Foundation Tokyo und dem Japanischen Kulturinstitut Köln statt.

Nach ersten Schritten als Assistent von Filmlegenden wie Akira Kurosawa und Kaneto Shindo drehte Ko Nakahira 1956 den Skandalerfolg Crazed Fruit (Kurutta kajitsu). Damit legte er nicht nur den Grundstein für eine beispiellose Karriere, sondern auch für die Filmströmung der japanischen Nouvelle Vague. In seinen sexuell aufgeladenen Filmen wollen die Charaktere die Enge der Konventionen durchbrechen. Dabei stehen sie stets entweder am Rande des Abgrunds oder scheitern an ihrer Umwelt und eigenen Obsessionen. Mal temporeich geschnitten, mal statisch und stilisiert begeistern seine Werke noch heute durch ihre moderne und experimentelle Filmsprache. Die Retrospektive zeigt eine Auswahl seiner frühen Werke aus den 1950er- und 1960er-Jahren, die beim Filmstudio Nikkatsu produziert wurden.

Den Auftakt bildet das Erstlingswerk Summer Storm (Natsu no arashi) aus dem Jahre 1956. Die junge Ryoko begegnet dem künftigen Ehemann ihrer Schwester. Es beginnt ein verhängnisvoller Beziehungsreigen, bei dem verbotene und unerfüllte Liebe alle Beteiligten dem Abgrund entgegentreibt. Dunkle Wolken ziehen auch im legendären Crazed Fruit (Kurutta kajitsu) aus dem gleichen Jahr auf: An einem idyllischen Ferienort erlebt eine Clique von Jugendlichen alles andere als einen unbeschwerten Sommer und gerät in einen Strudel aus unerfülltem Begehren, Liebe und Hass.

Vor dem Hintergrund der gewalttätigen japanischen Studentenproteste spielt That Guy and I (Aitsu to watashi) (1961). Ein Student, der stets als harter Kerl auftritt, und eine behütete Mitschülerin aus guten Kreisen lernen sich kennen und lieben. Doch schnell wird klar: Die unschuldige Jugendzeit ist vorbei und nichts ist mehr so, wie es schien. Ein ungleiches Paar verzaubert das Publikum auch in Mud Spattered Purity (Dorodarake no junjo) (1963). Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit und erzählt die dramatische Liebesgeschichte zwischen einem jungen Yakuza-Gangster und einer kultivierten Diplomatentochter. Nach anfänglichen vergnügten Rendezvous bei Boxkämpfen und Klassik-Konzerten stehen sie schon bald vor unüberwindbaren Hindernissen.

Vier gewagte, sexuell explizite Filme aus Nakahiras äußerst produktivem Schaffensjahr 1964 bilden einen besonderen Fokus in dieser Retrospektive. Only on Mondays (Getsuyobi no Yuka) erzählt von dem naiven Mädchen Yuka. Ihr Herzenswunsch ist es, die Männer um sie herum glücklich zu machen. Doch bald gerät das Gefüge zwischen Yuka, ihrem reichen Sugar-Daddy und ihrem jungen Liebhaber aus dem Gleichgewicht. The Hunter's Diary (Ryojin nikki) ist ein spannender Thriller über einen verheirateten Frauenhelden, der über seine „Beute“ Tagebuch führt. Plötzlich taucht eine Eroberung nach der anderen tot auf. Handelt es sich um eine geheimnisvolle Rache? In Flora on the Sand (Suna no ue no shokubutsugun) verstrickt sich der Kosmetikvertreter Ichiro immer tiefer in eine komplexe und surreale Beziehung zu den Schwestern Akiko und Kyoko. Ein experimentelles Psychodrama über Leidenschaft, Obsessionen und geheimnisvolle Identitäten.

Leidenschaftlich ist auch Whirlpool of Flesh (Onna no uzu to fuchi to nagare). Japan wenige Jahre nach Kriegsende: Der Intellektuelle Nunami legt sich auf die Lauer, um seine Frau beim Ehebruch zu erwischen. In Rückblicken deckt der Film auf, wie es soweit kommen konnte, und reist dazu in die japanische Besatzungszone der Mandschurei.

Den Abschluss der Retrospektive bildet Black Gambler: Devil's Left Hand (Kuroi tobakushi - akuma no hidarite) (1966) mit dem beliebten Schauspieler Akira Kobayashi als Meister des Glücksspiels. Experimentell und voller Überraschungen setzt dieser Film einen erbitterten politischen Glücksspiel-Wettkampf zwischen Japan und der fiktiven Nation Pandora in Szene.


Veranstaltungsort:
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Frankfurt am Main
Tickets sind ab Anfang Mai im Deutschen Filmmuseum erhältlich.


Filmübersicht Retrospektive Ko Nakahira

Summer Storm (Natsu no arashi, 1956)
Crazed Fruit (Kurutta kajitsu, 1956)
That Guy and I (Aitsu to watashi, 1961)
Mud Spattered Purity (Dorodarake no junjo, 1963)
Only On Mondays (Getsuyobi no Yuka, 1964)
Flora on the Sand (Suna no ue no shokubutsugun, 1964)
The Hunter's Diary (Ryojin nikki, 1964)
Whirlpool of Flesh (Onna no uzu to fuchi to nagare, 1964)
Black Gambler: Devil's Left Hand (Kuroi tobakushi - akuma no hidarite, 1966)

Die Filme werden in der japanischen Originalfassung mit englischen Untertiteln als 35mm-Kopien gezeigt.


DAS FESTIVAL

Das 14. Japanische Filmfestival Nippon Connection findet vom 27. Mai bis 1. Juni 2014 in Frankfurt am Main statt. An sechs Tagen präsentiert das weltweit größte Festival für japanischen Film über 130 neue Produktionen, darunter viele Deutschland- und Europa-Premieren. Zahlreiche Filmemacher aus Japan werden wieder als Gäste erwartet. Als Festivalzentrum fungieren das Künstlerhaus Mousonturm und das Theater Willy Praml in der Naxoshalle. Weitere Filmvorführungen finden im Deutschen Filmmuseum (Nippon Retro) und dem Mal Seh'n Kino (Wiederholungen) statt. Nippon Connection wird in ehrenamtlicher Arbeit vom 50-köpfigen Team des gemeinnützigen Vereins Nippon Connection e.V. organisiert.